8:35 Uhr starteten 13 Jugendliche, Gesine, Tinko und ich Richtung Barcelona. Neben mir sitzen Gesine auf der Linken und Annika auf der Rechten. Gesine hat den Antifa-Wettbewerb und die Antifa-Reise ins Leben gerufen. Es begann mit einer Fahrt nach Oradour.
DRAFD (Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung "Freies Deutschland" e.V.) und die Gewerkschaft Verdi hatten gemeinsam eine Reise organisiert, aber nicht genügend Jugendliche gefunden, die mitfahren wollten. Gesine schaltete mehrere Anzeigen in Tageszeitungen und in kurzer Zeit meldeten sich Jugendliche, die allerdings alle kein Geld für eine Reise hatten. Gesine finanzierte aus ihren Diäten die Reise für drei Jugendliche. Das Jahr darauf fuhren wir mit einer eigenen Jugendgruppe nach Belgien und im letzten Jahr waren wir in Reggio Emilia (Italien). Jetzt sind wir auf dem Weg nach Spanien auf den Spuren der Interbrigaden.
Annika ist aus einem Dorf bei Seelow. Sie ist eine der Gewinnerinnen unseres Wettbewerbs „Zivilcourage vereint“. Annika spielt Frau Rühle in dem Theaterstück „Woran ich glaube“ von Claudia Fortunato. Claudia war mit uns letztes Jahr in Reggio Emilia auf den Spuren der Partisanen. Sie gewann den Wettbewerb 2006 mit dem Theaterstück. Das Theaterstück wurde dieses Jahr uraufgeführt. Es war ein großer Erfolg. Die Theateraufführung gewann dieses Jahr bei unserem Wettbewerb. Doch nur eine oder einer konnte mitkommen – Annika wurde ausgewählt.
Gegen 11 Uhr kommen wir in Barcelona an. Pepe und Jordi empfangen uns. Pepe ist der Präsident der „Erde der Brüderlichkeit“ und ehemaliger Bürgermeister von Corbera. Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, an den geschichtlich einmaligen Einsatz internationaler Freiwilliger für die Verteidigung von Freiheit und Demokratie in Spanien 1936 - 1939 zu erinnern. Jordi ist unser sachkundiger Reisebegleiter. Gesine wird mit einem Strauß roter Rosen und vielen Küssen empfangen.
Wir holen die gemieteten Autos ab und auf geht es zum Sitz der Landesregierung Kataloniens. Ein Mitarbeiter der Landesregierung zeigt uns den Amtssitz. Wie dürfen uns auch den Kabinettssaal ansehen. Auf dem Innenhof wachsen Apfelsinenbäume. Die Früchte sind schon so groß wie Kanonenkugeln. Vor dem Sitz der Regierung überreicht uns Pepe drei Fahnen der Spanischen Republik, die von den Jugendlichen mit Begeisterung getragen werden. Als Fahnenstangen werden Besenstiele und Äste verwendet. Gesine bekommt eine CD mit revolutionären Spanienliedern.
Am Hafen bekommen wir im Museum von Katalonien ein mehrgängiges Mittagessen. Auf der Terrasse entsteht das erste Gruppenbild. Pepe und Jordi erzählen beim Mittagessen etwas über die Aufarbeitung der Franco-Zeit. Es ist immer noch eine sehr schwierige Diskussion in Spanien. Das Thema kommt immer noch nicht in den Schulbüchern vor. Neben mir sitzt Daniel. Wir sprechen über Geschichte: über den Putsch in Chile, über die Hilfe für Nikaragua, die Revolution in Kuba und die Spanische Republik. Immer wieder wurde in der Geschichte versucht, demokratische Regierungen durch militärische Gewalt zu stürzen. Daniel gibt zu, dass er in der Schule von diesen Zusammenhängen nicht wirklich etwas gehört hat.
Pepe bekommt zum Abschied von Gesine ein schwarzes T-Shirt mit der weißen Friedenstaube und ein rotes, laufendes Ampelmännchen geschenkt. Pepe berichtet stolz, dass man in Barcelona schon weiter ist als in Berlin – hier gibt es Ampelfrauen!
Wir machen uns auf zu einer Stadtbesichtigung. Wir teilen uns in kleine Gruppen auf. Die meisten laufen die Rambla, die schönste Straße Barcelonas, hoch und genießen das bunte Stadtleben. Gesine und ich laufen die Uferpromenade entlang und schauen immer wieder auf das stürmische Meer – ein tolles Bild.
Um 19 Uhr - der Berufsverkehr ist fast vorbei - brechen wir Richtung Frankreich auf.
Nach zwei Stunden sind wir in der Stadt Elne. Wir kommen gut in unserer Jugendberge an
und bekommen ein kräftiges französisches Abendbrot – Baguette, Schinken, Paté, Salami und Tischwein. Im Hintergrund meckert ein Zicklein. Es ist der französische Knut. Es wurde von seiner Mutter verstoßen und wird jetzt von der Herbergsmutter aufgezogen. Allerdings habe ich keine Fotografen und Kameraleute gesehen, die die Fütterung filmen.
Kommentar schreiben