Sebastian gab uns einen kleinen Geschichtskurs über Spanien seit 1931. Die Spanier entschieden sich damals gegen die Monarchie und für die Demokratie. Eine linke Regierung, die eine Agrarreform einleitete, die Autonomie Kataloniens beschloss, eine Alphabetisierungskampagne startete, war zwei Jahre an der Macht.
Danach kamen die Rechten wieder ans Ruder und drehten viele Reformen zurück, insbesondere die Agrarreform. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der verarmten Landbevölkerung und den Großgrundbesitzern. 1936 bildeten die Republikaner die Regierung. Franco putschte gegen die Republik und blieb bis 1975 an der Macht. Der Diktator Franco wurde nach dem 2. Weltkrieg von den Alliierten in Ruhe gelassen. In einem Abkommen mit dem Vater von Juan Carlos, der im Exil lebte, vereinbarte Franco später seine Nachfolge. Juan Carlos wurde in Francos Militärschulen ausgebildet. Juan Carlos übernahm, wie von Franco geplant, nach seinem Tod die Macht. Erst 1979 fanden dann die ersten demokratischen Wahlen nach der Diktatur statt. Sebastian sieht das Land immer noch als gespalten an. Die Diktatur wurde unzureichend aufgearbeitet. Keiner der Täter wurde bestraft. Viele ehemalige Franquisten sind heute in der konservativen Partido Popular organisiert.
Im zerstörten Corbera gibt es ein Mahnmal, das Auszubildende, die Pepe betreut hat, geschaffen haben. Um das Mahnmal herum pflanzen wir „Katzenschwänze“. Warum diese Pflanzen Katzenschwänze genannt werden, habe ich nicht aufklären können. Alle waren fleißig beim Hacken, Boden Lockern
und Pflanzen. Herumstehen hätte den Kältetod bedeutet; ich habe trotzdem überlebt. Zum Aufwärmen gingen wir in das Restaurant „Can Trill“ und sahen einen Film aus den 30er Jahren über die Interbrigaden.
Am Nachmittag fahren wir nach Miravet und schauen auf den Ebro. Er ist über die Ufer getreten. Miravet ist ein ehemaliger Stützpunkt des Templer-Ordens. Auch das berühmte Bild von Robert Capa zeigt Interbrigadisten, die durch den Ebro waten – im Hintergrund die Festung und die Altstadt von Miravet. Abends sehen wir die Präsentation von Steffen und Nicole. Steffen hat geistig behinderten Kindern die jüdische Kultur und Religion nahe gebracht. Er war mit ihnen in der Dresdner Synagoge und hat jüdisch gekocht. Alle waren etwas skeptisch, ob das funktioniert, doch seine Präsentation ist überzeugend. Ich gehe ins Bett und lese das Buch „Solidaridad“ aus. Tinko ist mit den Jugendlichen zum Fußballspiel gegangen und danach noch in die Kneipe. Er macht wirklich alles mit.
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