Athen
Pressekonferenz. Der Saal ist voll. Viele Widerstandskämpfer und Vertreter des Nationalrates sind
gekommen, aber nur wenige Journalisten. Manolis Glezos schimpft über die Medien, die nicht bereit sind über die Entschädigungsforderungen des Nationalrates zu berichten. Offensichtlich wird dieses Thema in Griechenland im Wesentlichen von linken Zeitungen diskutiert. Die Regierung und auch die
sozialdemokratische PASOK wollen dieses heiße Thema, aus Rücksicht auf Deutschland, nicht wirklich ansprechen.
Am Abend empfängt uns der Parlamentspräsident Dimitrios Sioufas. Er ist von der regierenden, konservativen „Neuen Demokratie“. Er betont, dass die Regierung die Zwangsanleihe nicht vergessen habe und diese Forderung weiter bestünde. Allerdings hatte keiner von uns den Eindruck, dass diese Forderung für ihn eine wirkliche Herzenssache ist.
Doch bevor wir den Parlamentspräsidenten treffen, besuchen wir noch die KKE. Der Hauptsitz der Partei ist wie eine Festung gesichert und macht keinen sehr einladenden Eindruck. Wir haben wenig Zeit und können nur einige Fragen stellen. Der Genosse der KKE beantwortet relativ einfache Fragen sehr ausschweifend und sehr global. Meine Frage, warum die KKE sich in einer Festung verschanzt, beantwortet er kurz und knapp: Das hat Sicherheitsgründe. Ich fragte danach Damon, ob es viele Anschläge auf das Gebäude der KKE gegeben hat. Er verneint das.
Am Abend treffen wir noch Genossen einer Koalition aus 10 linken außerparlamentarischen Bewegungen und Parteien (SYRISA). Sie haben sich aus politischen Gründen zusammengefunden, wie sie sagen und wollen die oft sehr unterschiedlichen Ideologien im Kampf gegen den Neoliberalismus zurückstellen und politisch um Mehrheiten kämpfen. Beim Abendbrot spricht Manolis Glesos ausführlich mit Daphne. Er will wissen, was sie als 15jährige von ihm erwartet und was er Schülern in Schulen, in die er immer wieder eingeladen wird, erzählen soll? Der Mann ist einfach großartig! Ich kenne 30jährige Politiker, die nicht mehr fragen, was man von ihnen erwartet, die in unerträglichen Monologen ihre Ansichten verkünden und auf ein Feedback aus Zeitgründen in der Regel ganz verzichten.
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