Tagesbericht

Gleich am ersten Tag besuchten wir das KZ-Mauthausen. Martin, ein junger Mann, der sich extra einen Tag Urlaub genommen hatte, um uns durch das KZ zu führen, beschrieb die Leidensstationen der 200.000 Gefangenen von der „Klagemauer“ bis ins Grab. 500 Sowjetsoldaten brachen aus dem KZ aus. Die SS rief eine „Hasenjagd“ aus.

Die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Soldaten zu jagen und zu töten. Sie machte aktiv mit. Nur 9 Soldaten überlebten. Anna Hackel war damals 14 Jahre alt. Sie erzählte uns, wie ihre Mutter zwei Soldaten auf ihrem Hof versteckte und sie so vor dem Tod bewahrte. Jennifer meinte beim Verlassen des Bauernhofes: „Ich hätte die Hanna knutteln können.“ In Österreich

wurde die mutige Tat der Familie Hackel lange nicht gewürdigt.

In Außenlager Ebensee mussten 27.000 Häftlinge in den Berg einen fünf Kilometer langen Stollen treiben. Dort sollte die V2 gebaut werden. Es war eine mörderische Arbeit. Ein Drittel der Zwangsarbeiter arbeitete sich zu Tode. Gleich nach dem Krieg wurde auf dem Gelände des Außenlagers eine Einfamiliensiedlung gebaut. Wir fragten uns alle, wie kann man hier ruhig leben? Der Gemeinderat Ebensee hatte beschlossen, das Außenlager abzureißen und zu bebauen, weil dieses Areal vollständig erschlossen sei.

In Wien besuchten wir das Jüdische Museum. Hanna beeindruckte unsere Gruppe ganz besonders. Sie führte uns nicht nur durch das Jüdische Museum, sie wollte von den Jugendlichen auch wissen, was sie meinen, wie man Gesichte vermitteln solle. In der Auswertungsrunde sagte Gina, dass die sechs Tage gut waren, aber länger hätte sie es nicht ausgehalten. Sechs Tage Auseinandersetzung mit Massenmord geht an die Schmerzgrenze. Dominique hatte gleich nach seiner Rückkehr seinen Lehrern und Mitschülern über die Reise berichtet. Er ist sich sicher, dass aus seiner Schule auch im nächsten Jahr ein Beitrag zum Wettbewerb „Zivilcourage vereint“ geben wird. Finanziert wurde die Reise von Bundestagsabgeordneten der Fraktion DIE LINKE und durch eine 10.000 € Spende der Brüder Melis, die den Ernst-Melis-Preis gestiftet haben.