Fight, Knowledge, Equality

Schon auf dem ersten Stück Weg, das wir in unseren Taxis vom Flughafen zu unserer Unterkunft zurücklegten, spürten wir die besondere Faszination Belgrads. Von der Neustadt mit ihren alternden Hochhausbauten kommend, überquerten wir die Save und erreichten das historische Stadtzentrum. Dieses wird, oberhalb des Zusammenflusses von Save und Donau, von einer gewaltigen mittelalterlichen Festungsanlage überragt. Die Stadt sah slawische Despoten, ottomanische Sultane und die Habsburger Kaiser der k. u k. Monarchie kommen und gehen, überlebte deutsche Besetzung und erbitterten Befreiungskampf genauso, wie das 79 Tage währende Nato-Bombardement während der Serbienkriege. Über die Verwerfungen, die diese wechselvolle Geschichte, gerade im 20. Jahrhundert, im Stadtbild hinterlassen hatte, sollten wir in den kommenden Tagen noch Näheres erfahren.

Dabei ist „das Tor zum Balkan“, EU-Mitgliedschaft hin oder her, stets eine europäische Metropole geblieben. Dafür mag schon die unerwartet Nähe zum sogenannten Kerneuropa sprechen. Mit dem Flieger von München erreicht man die serbische Hauptstadt in etwas mehr als einer Stunde. Trotzdem sahen wir in der Stadt neben Vertrautem und Bekannten auch einiges Fremde, Aus-der-Zeit- Gefallene. Diese Mischung aus Altbekanntem und Neu-zu-Entdeckendem machte für mich den besonderen Reiz Belgrads aus. Zum Weiterlesen klicken sie bitte auf mehr lesen... 

Nachdem wir unsere Zimmer in einem Hostel bezogen hatten, machten wir uns auf den Weg in die Gospodar Jevremova, wo die Rosa-Luxemburg-Stiftung Südost Europa ihren Sitz hat. Neben den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien gehören auch Albanien, Bulgarien und Rumänien zur Projektregion.

Hier erfuhren wir mehr über die Kultur, Geschichte und Politik unserer Reiseländer Serbien und Kroatien. Dabei sprachen wir nicht nur über die Geschichte der beiden Länder während der Zeit des Faschismus, sondern streiften auch immer wieder die Epoche des sozialistischen Jugoslawiens, die Zeit der Balkankriege sowie das aktuelle nachbarschaftliche Verhältnis der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken und die Chancen und Risiken eines EU-Beitritts. In den folgenden Tagen sollten wir dies weiter vertiefen.

Auch setzten wir unsere noch am Sonntag im Deutschen Bundestag begonnene Kennenlernrunde fort und erfuhren mehr über uns zehn Jugendliche und die Projekte, welche uns zu dieser Reise aus der ganzen Bundesrepublik zusammengeführt hatten.

Anschließen begaben wir uns zu einem ersten Streifzug durch die Straßen Belgrads. Unsere Anlaufpunkte waren dabei die Wandbilder der Künstlergruppe KURS (http://www.udruzenjekurs.org/projekti/borba-znanje-jednakost/?lang=en), die uns vom Künstler und Mitautoren Miloš Miletić erläutert wurden. Die Wandbilder beschäftigen sich mit historischen Themen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung und des antifaschistischen Widerstands. So zeigt das Wandbild „borba-znanje-jednakost“ (Fight, Knowledge, Equality) den Kampf der Studenten für eine bessere finanzielle und soziale Lage an der Belgarder Universität in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. 

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