Wie auch in Belgrad nahmen wir in Zagreb an einer besonderen Stadtführung teil. Wir stürzten uns nicht auf die vordergründigen touristischen Highlights der Stadt, von denen Zagreber Ober- und Unterstadt sicherlich reich sind, sondern wurden von jungen Antifaschist_innen an die Orte des Terrors und des Widerstands zur Zeit des Ustascha-Kollaborationsregimes geführt. An diese erinnert heute nicht mehr viel, wären da nicht gelegentlich angelaufene Messingtafeln aus Zeiten des sozialistischen Jugoslawiens, die an einigen Häusern die Geschichte ihrer früheren Bewohner erzählen würden. So sahen wir das Haus, indem das Zentralkomitee der kommunistischen Partei ihr erstes Treffen im Widerstand abhielt. Wir erfuhren, dass am heutigen Obstmarkt 1942 ein von hungernden Frauen geführter erster Aufstand gegen das Ustascha-Regime gewagt wurde und wurden auf den Sitz eines ehemaligen Partisanensenders aufmerksam gemacht. Auch das Gestapohauptquartier in der Zagreber Innenstadt ist noch gut erhalten. Es beherbergt heute das kroatische Verteidigungsministerium.
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Zudem erfuhren wir mehr über das Leben und Wirken einzelner herausragender Partisanen. Besonders beeindruckt hat mich die Lebensgeschichte von Nada Dimić. Sie wurde schon in jungen Jahren Mitglied der kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) und ging kaum 18jährig nach der Eroberung Kroatiens durch die Achsenmächte im Juni 1941 in den Widerstand. Hier kämpfte sie in der ersten jugoslawischen Partisanenbrigade in Sisak. Wenige Monate später wurde sie von der Ustascha-Polizei gefasst und zu einem Verhör nach Belgrad geschafft. Während des Transportes nahm sie Gift zu sich, um ihre Kameraden bei der drohenden Folter nicht zu verraten. Sie überlebte und wurde bald darauf von einer Zelle der kommunistischen Partei befreit und ins Partisanengebiet von Kordun gebracht. Unbeirrt nahm sie ihre Arbeit als Agentin der Partisanen wieder auf. Dabei wurde sie erneut gefasst und diesmal schwer gefoltert. Trotzdem gab sie keine Informationen preis. Im Februar 1942 wurde sie in das KZ Stara Gradiška, ein Außenlager des KZ Jasenovac, gebracht. Hier wurde sie einen Monat später, im Alter von nur 18 Jahren, ermordet.
Im Anschluss nutzen wir die Gelegenheit zu einem Gespräch mit den Aktivist_innen von „Junge Antifaschisten Zagrebs“ (MAZ). Wir wollten wissen, wie es um junge Linke in Kroatien bestellt ist und welche Projekte in den letzten Monaten in Angriff genommen wurden. Diesmal hatten aber auch unsere Gastgeber viele Fragen. Sie wollten wissen, wie antifaschistisches Engagement heute in Deutschland aussieht, welche Rolle die Linke in der geschichtspolitischen Auseinandersetzung spielt und wie wir die Rolle von Angela Merkel in der Griechenlandkrise beurteilen würden. In unserer Reisegruppe aus jungen, politikinteressierten Menschen, Schüler_innen und Student_innen aus dem ganzen Bundesgebiet, sorgten die Fragen naturgemäß für eine lebhafte Diskussion auch innerhalb der Gruppe.
Diese und weitere Diskussionen wurden am Abschiedsabend in fröhlicher Runde fortgesetzt.
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