„Die Unterschiede zwischen Serben und Kroaten sind winzig und irrelevant“, lies uns Milorad Pupovac gegen Ende unseres Gesprächs wissen, nur leider gäbe es Kräfte, die großes Interesse daran hätten, Unterschiede erst zu produzieren und damit Ängste zu schüren. Und fragt man den Vorsitzenden des serbischen Nationalrats nach der Stärke dieser Kräfte, so erwidert er konsterniert, dass sich diese seit dem EU-Beitritt Kroatiens wieder im Aufwind befänden. Und er warnt weiter: „Kroatien könnte das passieren, was Ungarn passiert ist“ Milorad Pupovac weiß, wovon er spricht. Als Mitglied der Sabor, des kroatischen Parlaments, und als Vorsitzender des serbischen Nationalrats setzt er sich für die Bürgerrechte und kulturellen Belange der serbischen Minderheit in Kroatien ein. Dafür erntet er ständige Kritik der kroatischen Rechten. In unserem Gespräch beschrieb er eindrücklich die Situation der Serben im heutigen Kroatien und warnte vor dem aufkommenden Geschichtsrevisionismus, der insbesondere in der Verherrlichung des Ustaschaa-Regimes seinen Ausdruck findet. Hier hat in den letzten Jahren ein erschreckendes geschichtspolitisches Rollback stattgefunden. Besonders deutlich wird dies in der Forderung prominenter Pettitenten aus kroatischer Wissenschaften, Kirche und Zivilgesellschaft, die sich unter teils lautem öffentlichen Zuspruch für die Einführung des früheren Ustaschaa-Grußes „Za dom spremni!“ („Für die Heimat bereit“) als offiziellen Gruß der kroatischen Armee einsetzen.
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