1909-2007
Vater: Cyriakur Wilhelm Konrad Melis, Schlosser von Beruf, seit 1906 Mitglied des Deutschen Metallarbeiterverbandes (DMAV), seit 1909 Mitglied der SPD und 1917 Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), 1918 bis 1920 Mitglied des Arbeiterrates, starb 1920
Mutter: Marie Melis, geb. Nolte, Landarbeiterin; nach dem Tod ihres Mannes Reinemachefrau bei Henschel u. Sohn, 1920 bis 1921 Mitglied der SPD, dann Mitglied der KPD; im März 1933 von den Nazis in Schutzhaft genommen, nach 1945 wieder Mitglied der KPD, Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Hessen, starb am 17.2.1959.
Ernst M. besuchte von 1915 bis 1923 die achtklassige Volksschule; danach Dreherlehrling in den Optischen Werken A.G. bzw. Motorenfabrik Bitter und Co. in Kassel, zugleich Besuch der kaufmännischen Handelsschule, Eintritt in den DMVA, war in der Lehrlingsabteilung (80 bis 100 Lehrlinge) Jugendvertrauensmann, u.a. ist er mehrfach gegen Misshandlungen von Lehrlingen aufgetreten;
wegen Opposition gegen die reformistische Ortsverwaltung 1929 Ausschluss aus dem DMVA,
ab 1932 Mitglied der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) von 1927 bis 1929 im Motorenwerk Bitter u. Co. in Kassel als Dreher tätig,
1927 Eintritt in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD), organisierte im Motorenwerk die Jugendbetriebszelle des KJVD; Februar 1928 in die Bezirksleitung des KJVD kooptiert, 1929 Wahl in dieses Gremium, Ende 1928 zur 4. Reichsschule des KJVD „Rosa Luxemburg“ in Dresden delegiert, danach Organisationsleiter der Bezirksleitung des KJVD;
seit Anfang 1928 Mitglied der KPD, Zellenkassierer, 1929 Stadtteilkassierer, 1930 gewähltes Mitglied der KPD-Bezirksleitung Hessen-Waldeck
1929 wegen antimilitaristischer Tätigkeit verhaftet, führte zur Entlassung aus dem Betrieb, Verfahren wegen Hochverrat aber eingestellt
1930 zuerst ehrenamtliche, dann besoldete Unterstützung des Organisationssekretärs der KPD-Bezirksleitung, 1930 Mitglied des Militärapparates (AM) der KPD, um in der Polizei und Reichswehr politische Arbeit zu leisten, 1932 sein Leiter von Hessen-Waldeck
Juni 1931 erneute Verhaftung, da verantwortlich für eine Demonstration, bei dem ein Polizist erschossen wurde; dem Antrag des Staatsanwaltes – 7 Jahre Zuchthaus wegen vorsätzlicher Tötung – hat das Gericht wegen Mangel an Beweisen nicht entsprochen; Verurteilung wegen Landfriedensbruch zu 1 Jahr Gefängnis; wegen drohendem Berufungsverfahren Beschluss der Partei, in die Illegalität zu gehen
Herbst 1932 Mitarbeiter des Sekretariats der KPD-Bezirksleitung Niedersachsen, u.a. verantwortlich für die Vorbereitung der Illegalität; nach Machtübertragung an Hitler 1933 illegale Parteiarbeit in Hannover, wegen Massenverhaftungen durch die Gestapo, Weihnachten 1933 auf Weisung der Partei illegal in die Niederlande emigriert und von dort nach Paris
Delegierung nach Moskau zum Studium an der Lenin-Schule der Kommunistischen Internationale (KOMITERN) von 1934 bis Ende 1935, danach u.a. Mitarbeiter bei Herbert Wehner zur Auswertung ausländischer Zeitungen (mündliche Mitteilung an F.M.), ab 1936 am Moskauer Rundfunk für deutsche Sendungen tätig gewesen
1937 als Journalist in der Redaktion der antifaschistischen „Deutschen Volkszeitung“ in Prag, wegen zuspitzender Gefahr für die Tschechoslowakei, die im Münchener Abkommen gipfelte, Übersiedlung der Redaktion November 1937 nach Paris.
Anfang 1938 lernte er in Paris seine Lebensgefährtin Reina Wessels kennen.
Politische und ehrenamtliche Tätigkeit von Ernst Melis in der Sowjetischen Besatzungszone, in der DDR und BRD 1948–2007
Ab Januar 1948 Lehrer für Geschichte an der SED-Parteihochschule „Karl Marx“ in Kleinmachnow; 1950/1951 hauptamtlicher Parteisekretär an dieser Schule;
1951 bis 1957 Redaktionssekretär der theoretischen Zeitschrift „Einheit“ und danach bis 1979 stellvertretender Chefredakteur;
von 1953 bis 1989 Mitglied der Zentralleitung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer in der DDR;
1954 Kandidat, 1958 Mitglied der Zentralen Revisionskommission der SED
1990 Mitglied der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS)
1992 Mitbegründer des „Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung ,Freies Deutschland’“ (DRAFD), bis 2007 Vorsitzender
Auszeichnungen u.a.:
Membre d’Honneur Fédération national des Combattants prisonniers des guerre 1959
Karl-Marx-Orden 1979
Stern der Völkerfreundschaft 1984
Ein Vorschlag, Ernst Melis für seine Verdienste als deutscher Widerstandskämpfer in Frankreich und als einer der Initiatoren des ersten gesamtdeutschen Verbandes von Antifaschisten anlässlich des 60. Jahrestages des Sieges über den Faschismus 2004 durch die Bundesrepublik Deutschland zu ehren, wurde abgelehnt.