ZUBETONIERTE ERINNERUNGEN
ein Artikel, erschienen in der jungen welt
Schatten von Besuchern vor der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Foto: Herwig Prammer/REUTERS
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Anika Taschke ist Geschäftsführerin von »Zivilcourage vereint« e. V. sowie Vorstandsmitglied des Deutschen Mauthausen-Komitees Ost e. V.
Einen kurzen Bericht zu schreiben fällt mir sehr schwer. Es war eine eindrucksvolle und interessante Reise nach Österreich.
Das erste Mal traf die Gruppe in München aufeinander. Dort begrüßte die Rosa-Luxemburg-Stiftung München uns in ihren Räumen und wir sprachen in einem kleinen Vorbereitungsseminar über die
anstehende Reise.
Anschließend fuhr unsere neu gebildete Reisegruppe nach Österreich in die Gedenk- und Erinnerungsstätte Hartheim. Hier wurden Menschen mit Behinderung und als minderwertig stigmatisiert umgebracht. Unter dem Namen "T4" fanden jahrelang Ermordungen im Rahmen der sogenannten Euthanasie statt.
Am nächsten Tag stand der Besuch der Gedenkstätte Mauthausen an. Ich kannte sie bereits und dennoch war es ein bewegender Besuch. Alleine der Aufstieg vom Bahnhof Mauthausen zur Gedenkstätte, bei 30 Grad im Schatten, war anstregend aber auch interessant. Auf dem Marktplatz stehen weiterhin, ungekennzeichnet, ehemalige Waschtröge. Am Fuße des Hohlwegs, einem schmalen, dunklen und steilen Weg die letzte Anhöhe hinauf, las ich das Gedicht "Der Hohlweg" des Überlebenden Otto Wiesner vor.
Nach einem Rundgang in der Gedenkstätte und Kranzniederlegungen trafen wir auf Anna Hackl. Als Kind versteckten ihre Eltern zwei sowjetisches Gefangene, denen der Ausbruch aus Mauthausen geglückt war. Trotz ihren hohen Alters ist Anna topfit, fröhlich und erzählt vielen Schüler*innen die Geschichte ihrer couragierten Mutter. Aber Anna warnt auch vor den heutigen Entwicklungen in ganz Europa. Solche Verbrechen dürften nie vergessen werden - und nie wieder stattfinden.
Unsere Weiterreise führte nach Gusen, einem der größten Nebenlager von Mauthausen. Heute erinnert ein kleines Museum, privat gekauft von Überlebenden, an die Verbrechen, die hier stattfanden. Vor einigen Jahren entstand ein Kunstprojekt. Ein Audioweg durch Gusen. Mit Kopfhörern, gleitet von einer Stimme, läuft man durch den Ort. Stimmen von Überlebenden, Tätern und heutigen Anwohner*innen erzählen ihre Geschichte und ihren Umgang mit dem Ort. Ein tolle Projekt und eine Erfahrung, die so ganz anders ist, als viele andere.