Ein großer Erfolg! Nicht anders kann das Resumée unseres diesjährigen Jugend-Wettbewerbs „ausDRUCKsstark-gegen-rechts“ lauten.
Ein kurzer Rückblick: Im Sommer letzten Jahres begannen wir mit den Vorbereitungen zu diesem antifaschistischen Projekt. Schon fast traditionell planten wir rund um den 8. Mai – den Tag der Befreiung – eine Reise an einen Ort des Widerstandes in Europa, der nicht so sehr im Focus der Öffentlichkeit steht. Auch im Jahr „1“ nach dem 60. Jahrestag wollten wir an das Ende Hitlerdeutschlands erinnern. Unsere Entscheidung fiel auf Italien. Mit Hilfe in Deutschland lebender ehemaligen Italienkämpfer war schnell der Kontakt zum italienischen Institut „istoreco“ (institut für die geschichte der resistenza und für zeitgeschichte in der provinz reggio emilia) hergestellt, das seit Jahren verdienstvoll Jugendbildungsreisen unter dem Namen „bella ciao – Reisen“ organisiert.
Der Hauptpreis unseres Wettbewerbs stand somit frühzeitig fest:
20 Jugendlichen aus der ganzen Bundesrepublik, die auf originelle Weise ihrer antifaschistischen Einstellung Stimme, Bild und Schrift verliehen haben, sollte die Möglichkeit gegeben werden, Orte des antifaschistischen Widerstandes in Italien zu besuchen und Zeitzeugen zu treffen – ein Privileg, das sicherlich nicht mehr vielen Menschen vergönnt wird. Unserem Ansatz von Geschichtskunde sollte damit Genüge getan werden: Geschichte für Jugendliche aus „erster Hand“ – revisions- und klitterungsfrei.
Nun galt es den Wettbewerb in alle Ecken des Landes zu tragen und Partner für dieses große Projekt zu gewinnen. Unser Aufruf in der Fraktion fand großen Anklang – neun Abgeordnete unterstützten uns finanziell und logistisch und machten in Ihren Wahlkreisen auf den Wettbewerb aufmerksam: Flyer wurden gedruckt, Annoncen geschaltet, Artikel platziert.
Zahlreiche Einsendungen erreichten uns daraufhin (die meisten davon – ganz erwartungsgemäß - in der ersten Woche nach dem Einsendeschluss).
Das Spektrum der eingegangenen Beiträge reichte von T-Shirt-Entwürfen und Videofilmen über ein Theaterstück, bis hin zu aufwendig konzipierten Antifa-Kampagnen – grundverschieden, aber allesamt von hoher Güte. Darum fiel es uns in Lichtenberg und den anderen Abgeordneten in Ihren Wahlkreisen ausgesprochen schwer, eine Auswahl zu treffen und die Gewinner zu krönen.
Am 23. April nun startete unsere Reise nach Reggio Emilia – der „Heimat“ der Partisanen in Italien.
Auf uns wartete ein hartes Programm. – Aber eine Bildungsreise zum antifaschistischen Widerstand im Zweiten Weltkrieg darf auch nicht bequem sein!
Wir besuchten z.B. Marzabotto - den Ort eines der gräulichsten Massaker von Wehmachtssoldaten an der italienischen Zivilbevölkerung und trafen dort auf Francesco Pirini, der Augenzeuge dieser unsäglich grausamen Hinrichtung hunderter von Menschen war. Wir debattierten in Reggio Emilia mit Jiacomo Notari - dem Präsidenten des Partisanenverbandes (A.N.P.I) – über das Widererstarken des Faschismus in Italien und ganz Europa. Wir trafen auf Maria Cervi, deren Vater und Ihre sechs Onkel von SS-Schergen erschossen wurden und deren Elternhaus in Gattatico nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Zentrum antifaschistischer Kultur und endlich zu einem großartigen Museum über die Geschichte der Familie Cervi wurde.
Aber natürlich trugen wir dem Unstand Rechnung, dass es sich bei unseren Teilnehmern um junge Leute zwischen 17 und 28 Jahren handelte: Es blieb durchaus Zeit für lauschige Liederabende bei Chianti und Parmegiano auf dem Hofe unserer Jugendherberge, die sich in einem ehemaligen Klostergebäude befindet. Auch wenn die Jugendlichen aus ganz verschiedenen Regionen unseres Landes kamen (zwei sogar aus der Grenzregion Polen-Ukraine, wo sie ihr freiwilliges soziales Jahr absolvierten) – ihre Erfahrung mit Neonazis, ihr beherzter Kampf und ziviler Ungehorsam gegen rechte Tendenzen in ihrem Umfeld glichen sich. Von Mölln bis Pirna, von Erkner bis Berlin bietet man dem Faschismus die Stirn – eine wichtige Erfahrung und große Motivation für unsere Preisträger. (Und durchaus eine Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen und gemeinsame Aktivitäten zu planen.) Auch im 61. Jahr nach dem Ende des Hitlerfaschismus hat der Kampf gegen rechtes Gedankengut nicht an Bedeutung verloren und erfordert heute nicht weniger Mut und Engagement als früher. Ich verbeuge mich vor dieser Courage und plane eine Neuauflage des Wettbewerbs im nächsten Jahr. Wir haben für 2007 Spanien in den Blick genommen…
Th.