Italienreise 2013

Unser Kurzfilm zur Italienreise 2013. Wir wünschen viel Spaß beim Ansehen!


Partigiano

Der Reisebericht einer Teilnehmerin

Marzabotto Kirche
Marzabotto Kirche

Es sieht aus wie ein sonniger Tag in Italien, irgendwo auf einem Berg. Doch dieser Ort erzählt ein Teil unserer Geschichte, den viele nicht mehr hören können oder wollen. Diese Kirche wurde von Nazis abgebrant und erinnert heute an eines der grausamsten Massaker in Italien- versucht durch deutsche Truppen. Partisanen hielten sich hier auf, weil sie die Faschisten aufhalten wollten.

 

Ein überlebender trifft sich mit uns, nimmt sich Zeit und zeigt uns das Gelände. Es ist heiß, die Sonne brennt - doch seine Stimme bleibt ruhig.

 

 

 

Unserer Reise nach Reggio Emilia beginnt mit dem ICE nach Berlin und geht eine Woche lang. Täglich besichtigen wir Orte, die an die Verbrechen der deutschen Faschisten erinnern und reden mit Überlebenden. Eine einmalige Chance die ich gerne dokumentieren möchte. Doch ich weiß nicht wie. Viele Bilder, Emotionen und Ideen fliegen in meinem Kopf rum. Die Forderungen nach einem vereinten Europa waren häufig zu hören in dieser Woche. Und auch die Forderungen danach, kommenden Generationen zu erzählen, was passiert ist. Gegen das Vergessen arbeiten und verhindern, dass dies jemals wieder passieren kann. Eine Aufgabe, die ich gerne zu meiner machen möchte. Doch alleine wird dies nicht möglich sein. 

Opfer Marzabotto
Gedenktafel

Am nächsten Tag trafen wir Giacomo Notarie. Er ist Präsident des Partisanenverbands A.N.P.I und ehemaliger Partisan. Er erzählt wie sie Straßen blockiert, Brücken gesprengt und versucht haben die Logistik der Nazis zu sabotieren. Im nachhinein heißt es oft "die bösen Kommunisten", doch das die Partisanen Regionen vor den Alliierten befreit haben, wird oft vernachlässigt. Manchmal behaupten sogar Leute, sie seinen an den Massakern selbst schuld- Geschichte wird von Siegern geschrieben. Doch hier werden die Sieger zur Seite geschoben

Giacomo
Giacomo

Bis 1994 liegen die Akten zu diesen Verbrechen und mit den Namen der Täter in einem Schrank, der mit der Tür zur Wand gedreht wurde und nicht entdeckt werden wollte. Es wurde somit eine rasche Aufarbeitung verhindert. In Italien wurde vielen Tätern der Prozess gemacht, ohne dass diese anwesend waren. Bis heute wurde keiner ausgeliefert und bestraft. Bis heute kassieren viele mehr Rente auf Grund ihrer Verdienste. Viele werden es auch heute nicht bereuen. Unser Zeitzeug von Marzabotto hat verziehen-so wie viele, die wir getroffen haben. Warum werde ich nie verstehen, denn das was sie gesehen und erlebt haben, ist nicht zu entschuldigen. Auch nicht 70 Jahre danach. Längere und wiederlichste Beschreibungen dessen würde ich gerne weglassen. Werde sie aber privat niederschreiben. Wer interesse hat, kann sich selbst belesen oder hinreisen. Es ist nicht weit und es ist unsere Pflicht sich mit diesem Teil der Geschichte zu beschäftigen, die Orte zu sehen und die Menschen zu treffen. 

 

Ich möchte nicht, dass Menschen sagen "na aber wir sind nicht schuld, wir sind noch jung". Das weiß ich und das ist so. Doch finde ich, dass wir weiter darüber reden müssen. Nur weil es weit weg ist, macht es das nicht ungeschehen. 

die Namen seiner Familie auf der Gedenktafel
die Namen seiner Familie auf der Gedenktafel

Einen ganz besonderen Gedanken möchte ich Enrico Pieri widmen, der uns sehr freudig am Donnerstag spontan empfing. Er hat das Massaker in S. Anna di Stazzema als 10jähriger miterlebt und seine Familie verloren. Er konnte sich verstecken und so überleben. Sein Geschichte und die des Ortes ist grauenvoll und sehr berührend. Er wanderte aus, wollte mit der Geschichte- seiner und der seiner Familie nichts mehr zu tun haben. Bei seinem Sohn entschied er sich,dass dieser deutsch lernen sollte und als die Gedenkstätte von S. Anna di Stazzema eröffnet wurde fragten sie ihn, ob nicht seine Geschichte erzählen könne/ wolle -  er ging nach Italien zurück und erzählte seine Geschichte, sagt vor Gericht aus und erzählt sie noch immer. Letzt Woche Mittwoch erhielt er und ein weiterer überlebender den Stuttgarter Friedenspreis. Ein Ehre ihn treffen zu drüfen und ein so herzliches Gespräch mitzuerleben. Man kann nicht oft genug DANKE sagen. Danke!

 

Den Originalbeitrag finden Sie auf der Website der Teilnehmerin Anika. Von ihr stammt sowohl der Bericht, als auch die Bilder.